Die Geschichte Uedorfs
Diese Texte über die Geschichte von Uedorf erschienen zuerst auf der ersten Version der uedorf.de-Webseite, die von 2005 bis 2011 vom gebürtigen Uedorfer Stefan Müller gepflegt wurde. Dafür und für die Überlassung zur Weiternutzung gebührt ihm Dank.
In der Gemarkung Uedorf sind Siedlungspuren aus römischer Zeit nachweisbar. Man vermutet, dass der Mühlenturm den Standort eines römischen Wachturmes kennzeichnet. In Rheinnähe wurden auf Höhe des Turmes römische Gebäudefundamente gefunden. Der Wachturm diente wahrscheinlich zur Sicherung der Rheingrenze sowie der Limes, die über Köln, Bonn und Koblenz nach Mainz und weiter Richtung Rom verlief.
Es gibt noch mehrere Anhaltspunkte, die den "römischen" Urspung Uedorfs hinreichend nahe legen. Schließlich sind Köln und Bonn größere römische Städte und das Rheinland bis in die Voreifel beliebtes Siedlungsgebiet gewesen.
Von der Römerzeit an hat sich um den Wachturm eine kleine Siedlung mit ein paar Häusern entwickelt. Was sich in den mehr als 700 Jahren bis ins 12. Jahrhundert in "Uedorf" zugetragen hat, ist nicht mehr zu rekonstruieren.
Im Jahre 1143 n.Chr. wird Uedorf erstmals urkundlich erwähnt. Und zwar im Zusammenhang einer Aufzählung der Besitztümer des Benediktinerinnenklosters Nonnenwerth. Kein geringerer als der Kölner Erzbischof Arnold I. hat die Urkunde unterzeichnet.
Es ist anzunehmen, dass Uedorf ein kleines Kirchdorf gewesen ist. Aus zwei Urkunden ist zu entnehmen, dass es eine Pfarrei mit eigenem Pfarrer und Glöckner gegeben hat. Eine 1260 ausgestellte Urkunde des Klosters Heisterbach belegt, dass es an Pfarrer und Glöckner Getreideabgaben zu entrichten hatte. Eine zweite Urkunde aus einem Rechtsstreit nennt ausdrücklich eine Kirche, den Pfarrer in Uedorf namens Konrad, dessen Glöckner sowie die Pfarrei.
Die Abtei Altenberg hatte ebenfalls Land in Uedorf und Umgebung. In Zusammenhang mit einem fürstlichen Weinberg wird die "parrochia Oydorp" (Pfarrei Uedorf) 1336 erwähnt, weil dem Abt und dem Konvent von Altenberg eine Weinrente gewährt wird. In einer Urkunde aus dem Jahr 1340 wird ein "Gerlacus dictus Hepe de Odorp" (Gerlach genannt Hepe von Uedorf) als Abgabepflichtiger gegenüber der Abtei aufgeführt.
Von Bonner Schöffen wird 1382 noch ein Landverkauf in "Odorp" beurkundet. Weiterhin wird 1451 in einer umfassenden Auflistung einer Urkunde des Kirchenamtes Bonn ebenfalls Odorp genannt.
Die Zerstörung ("Atlantis I")
Das letzte Mal in der Geschichte ist die Pfarrei Uedorf 1336 erwähnt, in der folgende Zeit spricht man nur noch von Höfen in Uedorf. Unter anderem wird wird im Jahr 1371 von Streitigkeiten des Klosters Heisterbach mit seinem Hof in Uedorf berichtet.
Wahrscheinlich gab es zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein katastrophales Hochwasser in Rhein und Sieg, wodurch der Rhein in einer nach Westen ausbiegenden Kurve vorgedrungen ist und Uedorf von seinen Fluten fortgerissen wurde. Wenn man auf einer Karte gedanklich einen Linie zwischen dem Milchgasserweg in Bonn Grau-Rheindorf und der Römerstraße in Bornheim Widdig zieht, erhält man den ungefähren Verlauf der alten Straße, des Limes. Das historische Uedorf hatte seinen Standort also ungefähr in der heutigen Mitte des Rheinstromes, irgendwo zwischen Herseler und Reidter Werth.
Auf Grund der Katastrophe erklärt sich das Schweigen über den Pfarrort Uedorf. Die Überlebenden sorgten weiter westlich für das Fortbestehen des Ortes. Nach einer Steuerliste von 1449 werden in Uedorf "nur" sechs Häuser gezählt. (weiter lesen)
Die Zerstörung ("Atlantis II")
Ein weiteres katastrophales Rheinhochwasser läßt sich aus der fehlenden Verbindung zwischen Rheinstraße (Bornheim Hersel) und Römerstraße (Bornheim Widdig) aufzeigen. Auch später musste Uedorf noch Landverluste hinnehmen. Die Kartäuser baten 1743 den Kölner Kurfürsten um Erlaubnis zum Landerwerb, nachdem eines ihrer Häuser am Rheinufer "durch die Fluten unwohnbar gemacht" wurde.
Im Laufe der Jahre wurde versucht, das Rheinufer mit Pflanzen zu befestigen. Die Bemühungen waren jedoch vergeblich. In den Jahren 1784, 1817 und 1857 wurde das Ufer immer mehr weggespült. Auch heute beweist uns der Rhein immer noch seine Zerstörungskraft.
Leprosenhaus - Mittelalterliche Leprosorien in Nordrhein-Westfalen
Vom Beginn der Kreuzzüge bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts grassierte im Rheinland, wie auch im Rest Mitteleuropas, die Lepra. Und so gab es in Uedorf ein Leprosenhaus. Diese Häuser wurde in der Regel weit ab von Hofstellen und Ortschaften gegründet, denn man wollte den "Aussatz" von den Gesunden fernhalten. Die von der Krankheit Heimgesuchten wurden von der Gesellschaft ausgestossen und mussten ihr Leben in diesen Häusern fristen. Sie arbeiteten nach Möglichkeit am Haus, bestellten den Garten und bettelten Vorüberziehende an. Zwischen Rhein und der alten Landstraße gelegen, hatte das Uedorfer Haus eine ideale Lage. Mit langen Bettelstäben konnten sie auch Almosen von den Schiffern entgegen nehmen.
Im Zuge von kirchlichen Umstrukturierungen wurde Uedorf der Pfarrei Hersel angeschlossen. Jahrhunderte lang gehörte Uedorf zum Dingstuhl Widdig bzw. war pfarrrechtlich von Widdig/Urfeld und dem Kloster Heisterbach abhängig. Nach einem fürchterlichen Hochwasser 1784 in Widdig wurde sogar die neue St. Georgs Kapelle von einem Wohltäter aus Uedorf errichtet.
Bei der Organisation der Aachener Diözese im Jahr 1804 wurde Uedorf mit Hersel in kirchlicher und 1824 auch in bürgerlicher Beziehung vereinigt. Seit 200 Jahren sind die Katholiken Uedorfs nach Hersel hin orientiert. Nachdem Uedorf bereits seit dem grossen Hochwasser im 14. Jahrhundert keine eigene Kirche mehr besitzt, erhalten sie in der dortigen katholischen Sankt Aegidius Kirche ihre Taufe oder in der evangelischen Dreieinigkeitskirche aus neuerer Zeit.
Kirche, Wein, Weib & Gesang in Uedorf
Uedorf besaß für geistliche Institutionen eine hohe Anziehungskraft: zwischen Köln und Bonn unmittelbar am Rhein gelegen, von einer überregionalen Straße durchzogen und mir einer guten Bodenqualität gesegnet, erfüllte es die wirtschaftlichen Ansprüche klösterlicher Gemeinschaften.
Ab dem 14. Jahrhunder und bis in das 18. Jahrhundert hinein ist für die Kölner Kartäuser Landbesitz in Uedorf nachgewiesen, auch die Zisterzienserabtei Altenberg besaß hier in diesem Zeitrahmen Ländereien. Ebenso besaß die Abtei Brauweiler Hof, Land und Weingärten. Das Bonner Augustinerinnenkloster Engeltal hatte diverse Liegenschaften "zu Uedorff" ausgewiesen, und auch die Kapuzinerinnen ließen im 17./18. Jahrhundert Land bewirtschaften. Das Prämonstratenserinnenkloster Schillingskapellen bei Dünstekoven besaß Haus und Hof mit Land und Weingärten in Uedorf. Auch die heutige Stiftspfarrei in Bonn erwarb 1874 zahlreiche Liegenschaften in Uedorf. Es ist zu erkennen, dass immer wieder der Wein eine bedeutende Rolle spielte. Heute spielen Weinreben nur noch im privaten Bereich als Rankpflanzen an Häusern und Garagen eine Rolle.
Nach der fürchterlichen Flutkatastrophe hat sich Uedorf in den folgenden 500 Jahren bis ins 20. Jahrhundert nur langsam wieder erholt. Von 1449 an sind nur fünf Häuser dazugekommen, so dass 1659 insgesamt elf Häuser gezählt werden. Gut 150 Jahre später (1871) werden dann 60 Einwohner gemeldet, und 1939 lebten 157 Einwohner in Uedorf. Noch 1950 zählte man lediglich 214 Köpfe. Aber seitdem wächst Uedorf rasant. Inzwischen hat sich die Zahl vervielfacht, so zählte man 2003 insgesamt 946 Einwohner. Aktuell (2015) wohnen etwa 900 Einwohner in Uedorf.
Erst 1901 war der Ort an die Stromversorgung angeschlossen worden. Heute ist Uedorf ein wunderbares Wohndorf mit alten landwirschtschaftlichen Betrieben, einer Bäckerei, einer Verbundschule, einer eigenen Bahnstation der Linie 16 (früher Rheinuferbahn) und einer schönen Rheinuferpromenade. Über 50 Jahre konnte Uedorf auf eine eigene Löschgruppe der Feuerwehr Bornheim zurückblicken, welche 1954 ins Leben gerufen wurden. Leider wurde diese Ende 2008 mit Hersel zusammen gelegt und somit in Uedorf aufgelöst.
1963 wird mit dem Bau der evangelischen Volksschule begonnen (später Martinschule, heute Verbundschule). Nach 40 Jahren wurde die Schule 2005 komplett neu errichtet und prägt heute mit ihrem modernen Antlitz die Heisterbacher Straße. Der Spielplatz und die Turnhalle der Schule stehen allen Uedorfern zur Verfügung und der Hof wird regelmäßig für Veranstalten, z.B. dem Uedorfer Sommerfest, genutzt.
Der Ursprung der heutigen Stadt Bornheim liegt in der bis 1814 dauernden französischen Annexionszeit, als durch Gesetz vom 27. Februar 1800 die Mairien Waldorf und Sechtem mit je 4 Gemeinden und Hersel mit 7 Gemeinden gebildet wurden. Im Jahre 1815 erfolgte die Eingliederung in das Königreich Preußen. Die Bürgermeistereien (Mairien) kamen zum Landkreis Bonn. Ab 1928 erhielten die Bürgermeistereien die Bezeichnung „Amt“.
Bis zur Auflösung des Amtes Hersel am 1. Oktober 1932 wurde diese Einteilung beibehalten. Damals kamen vom Amt Hersel die vier Gemeinden Hersel, Uedorf, Urfeld und Widdig zum Amt Bornheim. Aus den zwölf Gemeinden der ursprünglichen Ämter Bornheim, Hersel und Sechtem entstanden am 1. Juli 1935 die drei gleichnamigen Gemeinden. Die Gemeinde Hersel mit den Ortsteilen Hersel, Uedorf und Widdig kam im August 1969 zur Gemeinde Bornheim. Die Gemeinde Bornheim führt seit dem 1. Januar 1981 die Bezeichnung „Stadt Bornheim“.