H wie Heisterbacher Hof
Wo sich in Bornheim-Uedorf Heisterbacher Straße und Bornheimer Straße kreuzen, stand bis in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts der Heisterbacher Hof. Der Hof bestand aus Wohnhaus, Scheune und Stallungen, und das Hofgelände war mit einer Mauer zur Heisterbacher Straße und mit Hecken und Zäunen umgeben. Das Wohnhaus hatte zur Straße im Erd- und Obergeschoß je fünf Fenster, an der Hofseite eine Wand aus Fachwerk. Ein mächtiges Krüppelwalmdach deckte das Haus. Vor dem Ostgiebel stand auf einem Grasplatz ein steinernes Kreuz. Der Hof ist verschwunden, das Kreuz steht aber noch an der alten Stelle. Hier möchte ich einen Text zitieren, den ich als Zeitungsausschnitt (Rundschau?) aus den fünfziger Jahren aufbewahrt habe:
Das Üdorfer Kreuz
Das sogenannte Üdorfer Kreuz stand an der Köln-Bonner Landstraße an dem Bahnübergang bei Üdorf, von einer alten Kastanie beschattet. Als diese im Winter 1929 wegen Frost eingegangen war, wurde das Steinkreuz an den Heisterbacher Hof in Üdorf versetzt. Der Sockel des Denkmals weist folgende Inschrift auf:
CrVCIfIXo
Data
A Praelato
HerMannoDie Auflösung des Chronogramms ergibt die Zahl 1767. Der in der Inschrift genannte Prälat Hermann war Hermann Kneusgen, 1763-68 Abt von Heisterbach (Schmitz Ferdinand, Urkundenbuch der Abtei Heisterbach, Bonn 1908, Einleitung 31f.), Warum setzte er das Kreuz nach Üdorf? - Kneusgen stammte aus dem benachbarten Hersel (geb. 26.6.1714). Sein Vater Thomas Kneusgen war Halfe des Beyerhofes (Deutschherrenhofes), seine Mutter Maria Wollersheim. (Köln-Erzdiözesanarchiv: Suffragan-Protokolle, 1762 7. 6.) Zudem besaß Heisterbach seit dem 13. Jahrhundert einen Hof in Üdorf (Schmitz Ferdinand, a. a. O. Einl. 64f.)
Soweit der Text des Zeitungsausschnitts. Lesen Sie auch unsere A-Z-Eintrag über die "Uedorfer Kreuze"
Halfe des Heisterbacher Hofs war im 18. Jh. Friedrich Scheben. Er war am 23.10.1746 Trauzeuge und starb am 6.10.1771. Aus den Kirchenbüchern von Hersel lässt sich nicht erschließen, ob Friedrich Scheben Familie hatte.
Ferdinand Schmitz zählt im „Urkundenbuch der Abtei Heisterbach“ die Besitztümer des Klosters auf, darunter auch den Ort Uedorf und berichtet: „Schon vor 1260 besitzt die Abtei Güter in Uedorf, von denen sie dem Pfarrer und dem Glöckner des Ortes Abgaben an Getreide zu entrichten hatte. (…) Ohne Zweifel besaß die Abtei schon damals einen Hof an diesem Ort.“ Weitere Erwähnungen werden von 1371, 1445 und 1625 genannt. „Das Bonner Lagerbuch der Abtei aus dem Jahre 1625 nennt einen Heindrich Veltt als ‚des cloesters Heisterbach jetzigen halfman zue Udorff‘.“ (S. 64/65)
Hermann Kneusgen, der Stifter des Uedorfer Kreuzes, war der drittletzte Abt des Klosters Heisterbach. Er wurde Abt, nachdem er in Neukirchen in der Sürst (Rheinbach) Pfarrer gewesen war. Er „ließ 1764 das Gebäude des Heisterbacher Hofes in Königswinter als Stadtresidenz und Gästehaus des Klosters neu errichten, außerdem 1763 die barocke Wallfahrtskapelle auf dem Petersberg, die er an Ostern 1764 weihte”. „Ein Zeitgenosse schildert ihn als großen, starken Mann, der aber durch seine Leidenschaften, durch Jähzorn und Trunksucht seinen Tod beschleunigt habe“ (F. Schmitz, Urkundenbuch). Quelle: Zisterzienserlexikon.de
Karl Wüllenweber (Text und Fotos)